Januar 29, 2023
Von Paradox-A
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In der Sächsischen Schweiz in Prossen gab es am 21.01. einen erschreckenden Karnevalsumzug. Der Journalist Julius Geiler verlinkte auf Twitter ein Video des Aufzugs, an dessen Ende ein Wagen mit der Aufschrift „Asylranch“ fuhr. Die als „Indianer“ verkleideten Rassisten auf dem Wagen hatten eine bunt angezogene Person an einen Marterpfahl gebunden. Seitlich am Wagen war der Schriftzug „Deutschland dekadent und krank. Winnetou sucht Asyl in SACHSENLAND“ angebracht. Dass die gesamte Veranstaltung hochgradig sexistisch, rassistisch und antisemitisch konnotiert ist, wird auf den ersten Blick deutlich. Gut also, dass jemand dieses Spektakel mit faschistoiden Elementen abbildet und kritisierbar macht.

Rassistenfasching in der Sächsischen Schweiz

Was mich dann allerdings nicht weniger stark irritierte, waren die linksbürgerlichen Kommentare der Twitter-User. Da ist die Rede davon, die Mauer wieder aufzubauen. Dass Sachsen nach Ungarn ausgegliedert werden sollte. Dass man Sachsen nun erst recht nicht besuchen wolle. Dass das alles zum kotzen und schlimm schlimm wäre.

Die Reflexe der mehr oder weniger „links“ Bürgerlichen zeugen von einer völligen Verkennung der Situation. Sie offenbaren selbst die Idiotie, welche sie herablassend der ländlichen Bevölkerung in Ostdeutschland pauschal unterstellen. Immerhin gaben zwei Kommentatoren an, ähnliche Gebräuche gäbe es auch in Baden-Württemberg oder Bayern. Gut beobachtet, denn Rassismus und Menschenfeindlichkeit ist kein Schandfleck oder Problem, dass sich aufs ostdeutsche Land abschieben lässt. Beim angewiderten Urteilen über die rassistischen Unsitten kommt eine Großstadtarroganz von Gutsituierten zum Ausdruck, die darüber hinaus auch sozialchauvistische Elemente trägt.

Keine Frage, Sexismus, Rassismus und Antisemitismus gilt es konsequent zu benennen und der Menschenfeindlichkeit zu begegnen. Die Linksbürgerlichen weigern sich allerdings offensichtlich, der Realität wirklich ins Auge zu schauen und mit den betreffenden Leuten ins Gespräch zu kommen. Ich rede hier nicht von einer relativierenden Einbindung der AfD durch Konservative, welche dazu beitrug, solche Positionen wieder so stark werden zu lassen. Ich meine, dass man sich nicht arrogant in seiner vermeintlichen Aufgeklärtheit über andere zu erheben, sondern anzuerkennen sollte, warum sich diese Leute zurückgesetzt fühlen und Wahnvorstellungen entwickeln; warum Rechtsradikale in verschiedenen Gebieten auf so fruchtbaren Boden stoßen.

Es hat nämlich auch mit dem Wegzug und Rückzug von zumindest „demokratisch“ gesinnten Menschen zu tun. So verständlich dieser wiederum ist, wird sich der ländlichen Menschenfeindlichkeit nie etwas entgegenstellen lassen, wenn niemand vor Ort für eine Veränderung der Verhältnisse arbeitet. Und das betrifft keineswegs nur den Osten der BRD.




Quelle: Paradox-a.de