Jonathan Eibisch
zuerst veröffentlicht in 4 Teilen in: Gai Dao #100, #101, #102, #103
Zusammenfassung:
Mit diesem Text versuche ich eine Position in eine Strategiendebatte einzubringen, die zum Zeitpunkt seines Erscheinens aktuell ist. Zugleich handelt es sich um einen relativ zeitlosen Text, der das grundlegende Thema betrifft – und dieses neu setzen will -, ob und wie eine pluralistische Organisation möglich ist. Der Inhalt der sozialen Revolution ist keineswegs neu, ebenso wenig wie die Erkenntnisse des synthetischen Anarchismus, dass die verschiedenen Strömungen ihre Berechtigung haben und sie sich darum auf das Gemeinsame besinnen sollten, um Stärke und Selbstbewusstsein entwickeln zu können.
Meist sind es jedoch gerade die scheinbar klaren Einsichten, deren Überprüfung eine tiefe Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit zum Vorschein bringt. Dies muss kein Problem sein. Immerhin erweisen sich fundamentale Wahrheiten (wie jene, dass wir aufeinander angewiesen sind und dass Vielfalt unsere Stärke ist), deswegen als wahr, weil wir sie nicht zu fassen kriegen und im Letzten nicht definieren können. Was wir scheuen, sind die ernsten solidarischen Auseinandersetzungen, weil wir verlernt haben, uns konstruktiv zu streiten. Doch nur, wenn wir den Tatsachen ins Augen blicken und uns ent-täuschen lassen, können wir die anarchistische Synthese neu eingehen. Denn ihrem Wesen nach ist sie nicht, sondern ist nur im Werden – das heißt, wenn wir sie bilden.
„Nie zuvor war ein Zusammenschluß unserer Kräfte so notwendig wie heute. Heute, wo wir fast allein stehen gegen eine Welt von Feinden mit unserem Ideal der Freiheit, das durch die Entwicklung des [neuen] Faschismus und des [diskreditierten] Bolschewismus eine neue Bedrohung erfahren hat. Beeilen wir uns! Laßt uns nicht einen Tag verlieren! […]
Je zerstreuter unsere Kräfte sind, umso schwächer sind wir. Je stärker solidarische Bande uns vereinen, umso mächtiger wachsen uns die Kräfte. Laßt uns diese elementare Wahrheit nie aus dem Auge verlieren. Sorgt dafür, daß sie die Richtlinie unseres Handelns werde!“
– Sebastien Faure 1928
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Quelle: Schwarzerpfeil.de