Geplantes Rechenzentrum in Neuenhagen
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Google-Ansiedlung in Ostbrandenburg scheitert an Wassermangel
Kommt nach Tesla auch Google nach Ostbrandenburg? Nein. rbb-Recherchen haben ergeben: Dafür ist nicht genügend Wasser da. Die immer knappere Ressource könnte das erhoffte ökonomische Wachstum in der Region ausbremsen. Von Philip Barnstorf
Am Wassermangel scheitern die Pläne des US-Unternehmen Google, ein Rechenzentrums in Neuenhagen (Märkisch-Oderland) zu bauen. Grund dafür ist, dass das Rechenzentrum nicht mit ausreichend Wasser hätte versorgt werden können. Das haben Recherchen des rbb ergeben.
Wasser reicht nicht – Rationierung droht
Das US-Unternehmen Google sucht schon seit mehreren Monaten ein Grundstück für ein Rechenzentrum in oder um Berlin. Ein Kandidat: Das Industrie- und Gewerbegebiet Neuenhagen. Dort verläuft eine Starkstromleitung, mit der sich die Rechner besonders gut versorgen ließen. Wie der rbb aus vertraulichen Quellen erfuhr, war der Betreiber der Immobilie schon in Gesprächen mit Google.
Für die Wasserversorgung wäre der Wasserverband Strausberg Erkner (WSE) zuständig gewesen, der aber ein Veto einlegte. Es gebe nicht genug Wasser in der Region. Deshalb hatte der WSE am Mittwoch entschieden, dass das Wasser für Bürger künftig rationiert werden soll. Bis 2025 soll für jedes Grundstück eine Maximalmenge Wasser pro Jahr festgelegt werden. Dabei soll vor allem die Zahl der Bewohner ausschlaggebend sein. Auch für Unternehmen im Verbandsgebiet soll es Kontingente geben.
Tatsächlich weist der Verband seit Jahren auf drohende Versorgungsengpässe hin, weil im Sommer weniger Regen fällt und außerdem immer mehr Menschen und Unternehmen in die Region ziehen. Die Tesla-Ansiedlung und ein in Strausberg geplantes Rechenzentrum der Bundeswehr hätten diese Sorge noch verschärft.
Auch wenn der Name Google nicht fiel, kam das Thema auf der letzten Verbandsversammlung des WSE am Mittwoch zur Sprache. Christiane Fälker von der Neuenhagener Bauverwaltung monierte, dass es wegen der Wasserknappheit “nicht mehr möglich ist, ein Rechenzentrum anzusiedeln”. WSE-Chef Andre Bähler bestätigte das: “Wir haben diskret eine Anfrage dazu erhalten und haben die abschlägig entschieden.” Dass es sich dabei um Google handelt, bestätigten mehrere Quellen, die nicht genannt werden wollen, gegenüber dem rbb.
1,3 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr
Auf Nachfrage erklärte Christiane Fälker, dass mit dem Rechenzentrum etwa 100 Arbeitsplätze entstanden wären. Bürgermeister Ansgar Scharnke (parteilos) sprach in diesem Kontext am Freitag sogar von bis zu 300 neuen Jobs. Er betonte zugleich, dass die Gemeinde keine Verhandlungen mit möglichen Nutzern des Rechenzentrums geführt habe. Es sei jedoch davon auszugehen, “dass Rechenzentren dieser Größenordnung nur von einigen wenigen internationalen Großunternehmen betrieben werden”, hieß es am Freitag. Und solche “Rechnerfarmen” müssten mit Wasser gekühlt werden. Dadurch hätte das Zentrum mit 1,3 Millionen Kubikmeter pro Jahr ähnlich viel Wasser verbraucht wie die Tesla-Fabrik im nahen Grünheide.
Offensichtlich reicht das Wasser zwischen Strausberg und Erkner, in diese Region fällt auch Neuenhagen, derzeit für keine weitere Industrie-Ansiedlung mit diesem Wasserverbrauch. Das Land hat inzwischen einen Auftrag zur Erkundung von unterirdischen Wasservorräten in Hangelsberg ausgeschrieben. Aber selbst wenn sich dieses Wasser als geeignet erweisen sollte, dürfte es Jahre dauern, bis es mit einem neu zu bauenden Wasserwerk gefördert werden kann.
Google wollte den Vorgang auf Nachfrage nicht kommentieren.
Signal an Potsdam
Darüber hinaus teilte Scharnke mit, dass die Gemeinde Neuenhagen einer Satzungsänderung des Wasserverbands zugestimmt habe. Damit könnten nur bei Neuverträgen Spitzenverbräuche bei privaten und gewerblichen Nutzern begrenzt werden, hieß es. “Dazu zählen die tägliche Rasenbewässerung, das mehrmalige Befüllen von Swimmingpools im Jahr ebenso wie einige gewerbliche Spitzenverbräuche.”
Damit solle ein Signal an die Genehmigungsbehörden in Potsdam gesendet werden, “dass sowohl für die zweite Ausbaustufe von Tesla als auch für die Daseinsvorsorge und das Wachstum der Städte und Gemeinden Handlungsbedarf bestehe”, erklärte Scharnke. Das Land müsse seiner Pflicht zur Genehmigung höherer Entnahmemengen nachkommen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 02.12.2021, 16:30 Uhr
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Quelle: Inforiot.de