Im InnenaussÂchuss des BranÂdenÂburgÂer LandÂtages wurde gestern bekanÂnt, dass in der eheÂmaÂliÂgen HafÂtanstalt in EisenÂhĂŒtÂtenÂstadt aussÂchlieĂlich âMenÂschen nicht-deutschÂer HerkunÂftâ wegen VerÂstoĂes gegen QuarÂanÂtĂ€neÂmaĂÂnahÂmen inhaftiert worÂden sind (die MAZ berichtete am 10.2.2021).
Mara HasenÂjĂŒrÂgen vom FlĂŒchtlingsrat BranÂdenÂburg Ă€uĂert sich dazu:
âEine freiÂheitÂsentziehende MaĂÂnahme, die in der PraxÂis aussÂchlieĂlich fĂŒr MenÂschen nicht-deutschÂer HerkunÂft AnwenÂdung findÂet, ist strukÂturell rasÂsisÂtisch. Wir mĂŒssen davon ausÂgeÂhen, dass viele der in EisenÂhĂŒtÂtenÂstadt Inhaftierten in SamÂmelunÂterkĂŒnÂften der LandÂkreise oder der ErstaufÂnahme selbÂst leben. Die Bewohner*innen von SamÂmelunÂterkĂŒnÂften sind ĂŒberÂdurchÂschnitÂtlich gefĂ€hrdet sich zu infizieren oder sich als KonÂtakÂtÂperÂson in QuarÂanÂtĂ€ne begeben zu mĂŒssen. Dabei werÂden sie mit SecuÂriÂties am EinÂgang und teilÂweise einÂer Polizeistreife vor der TĂŒr viel engÂmaschiger ĂŒberwacht, als MenÂschen, die in WohÂnunÂgen leben.â
Haft statt AufklÀrung?
GeflĂŒchtete berichtÂen dem FlĂŒchtlingsrat immer wieder, nicht ausÂreÂichend und in aller Regel nicht mehrsprachig ĂŒber eine AnordÂnung zur QuarÂanÂtĂ€ne informiert worÂden zu sein. Mehrfach sind zudem eklaÂtante MĂ€nÂgel bei der VerÂsorgung geflĂŒchteter MenÂschen, die sich in SamÂmelunÂterkĂŒnÂften in QuarÂanÂtĂ€ne begeben mussten, bekanÂnt geworÂden, so beispielÂsweise im April/Mai in HenÂnigsÂdorf, im Juli in StahnsÂdorf und im November/Dezember in EisenÂhĂŒtÂtenÂstadt.
HinÂterÂgrund
Die AbsonÂderungÂshaft beruht auf dem InfekÂtionÂssÂchutzgeÂsetz. Als in BranÂdenÂburg am 5. Mai 2020 erstÂmals ein GeflĂŒchteter aus PotsÂdam-MitÂtelÂmark in Haft genomÂmen wurde â damals noch im AusÂreisegeÂwahrsam in SchöneÂfeld â hatÂte der FlĂŒchtlingsrat gefordert, auf mehrsprachige AufkÂlĂ€rung und perÂsönÂliche Ansprache, statt ZwangsÂmaĂÂnahÂmen zu setÂzen (PressenoÂtiz vom 8.5.2020). SeitÂdem stand die BefĂŒrchÂtung im Raum, dass Bewohner*innen von SamÂmelunÂterkĂŒnÂften fĂŒr GeflĂŒchtete aufÂgrund ihrer stark konÂtrolÂlierten WohnÂsiÂtÂuÂaÂtion ĂŒberÂproÂporÂtionÂal von dieser ZwangsÂmaĂÂnahme nach dem InfekÂtionÂssÂchutzgeÂsetz betrofÂfen sein könÂnten. Diese BefĂŒrchÂtung hat sich nun bewahrheitet.
DroÂhende WillkĂŒr
Es ist zu befĂŒrchtÂen, dass die AbsonÂderungÂshaft, auch aufÂgrund fehlenÂder VolÂlzugsregelunÂgen, willkĂŒrÂlich eingeÂsetÂzt wird. Diese BefĂŒrchÂtung wurde verÂstĂ€rkt durch die, letÂzÂtendlich nicht wahrgemachte DroÂhung des LandÂkreisÂes PotsÂdam-MitÂtelÂmark vom 29.7.2020, protestierende GeflĂŒchtete als âAufrĂŒhrerâ in Gewahrsam zu nehmen. Die PotsÂdamer Neuesten NachrichtÂen zitierten damals KreisÂsprecherin Andrea MetÂzler: â âDie EinÂsatzkrĂ€fte holen nun diejeniÂgen raus, die andere BewohnÂer anstachelnâ [âŠ] Die âAufrĂŒhrerâ sollen in den Abschiebe-Gewahrsam nach SchöneÂfeld gebracht werÂden, wo derzeit PerÂsoÂnÂen zwangsweise untergeÂbracht werÂden, die sich bei behördlich angeÂordÂneter QuarÂanÂtĂ€ne uneinÂsichtig zeigen.â Am 30.7. revÂiÂdierte sie ihre AusÂsage gegenĂŒber den PNN, denÂnoch zeigt der VorÂfall anschaulich, wie leichtÂferÂtig VerÂantÂwortliche scheinÂbar die freiÂheitÂsentziehende MaĂÂnahÂmen bei GeflĂŒchteten in BetraÂcht ziehen.
GeflĂŒchtete selbÂst haben in den verÂganÂgenen MonatÂen die menÂscheÂnunÂwĂŒrdiÂgen QuarÂanÂtĂ€nebeÂdinÂgunÂgen immer wieder öffentlich gemacht und bei SozialarÂbeiÂtÂenÂden und Betreibern eine Verbesserung ihrer SitÂuÂaÂtion gefordert. Es ist zu hofÂfen, dass die AbsonÂderungÂshaft nicht als MitÂtel oder DroÂhgeÂbĂ€rde genutzt wurde, um berechtigte KriÂtik zu unterbinden.
VorÂwĂŒrfe ernst nehmen
Der FlĂŒchtlingsrat fordert die LanÂdesregierung sowie die beiÂden zustĂ€ndiÂgen MinÂisÂteÂrien fĂŒr Soziales und Inneres dazu auf, zu prĂŒfen, unter welchen UmstĂ€nÂden die BetrofÂfeÂnen in der AbsonÂderungÂshaft inhaftiert wurÂden. Wie wurde die mediÂzinisÂche VerÂsorgung sichergestellt? HatÂten sie die Möglichkeit RechtsmitÂtel gegen ihre Inhaftierung einzuleÂgen, mit der AuĂenÂwelt zu komÂmuÂnizieren und RechtsanwĂ€lt*innen oder Beratungsstellen zu erreÂichen? WurÂden die HaftbeÂdinÂgunÂgen ĂŒberwacht? Dem VorÂwurf, dass es sich hier um rasÂsisÂtisÂche DiskriÂmÂinierung hanÂdeln könÂnte, muss nachgeÂganÂgen werÂden, anstatt ihn abwehrend vom Tisch zu wischen.
Quelle: Inforiot.de