Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
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Neues Institut zur Entwicklung klimaneutraler Prozesse in Cottbus gestartet
10.05.21 | 22:01 Uhr
Wie kann die Energieversorgung der Industrie künftig frei von Kohle und CO2 laufen? Das erforschen Wissenschaftler des DLR-Instituts nun auch mit einem Standort in Cottbus. Am Montag fand die virtuelle Eröffnungsfeier statt.
Um die Industrie in den kommenden Jahren mehr und mehr auf eine klimaneutrale Produktion umzustellen, hat eine neue Forschungseinrichtung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Cottbus am Montag offiziell ihre Arbeit aufgenommen.
Bei der digitalen Eröffnung drückten mehrere Politiker auf einen virtuellen Buzzer, darunter Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke, Wirtschaftsminister Jörg Steinbach, Wissenschaftsministerin Manja Schüle (alle SPD) sowie der kommissarische Leiter des DLR-Instituts, Uwe Riedel.
Hochtemperatur-Wärmepumpen als Ersatz für Braunkohle
Das Institut für CO2-arme Industrieprozesse soll in den kommenden Jahren erforschen, wie sich industrielle Abläufe so gestalten lassen, dass weniger Treibhausgase entstehen. Zudem soll untersucht und entwickelt werden, wie bestehende Industrieanlagen an eine Dekarbonisierung angepasst werden können. Die Einrichtung konzentriert sich auf die Simulation und das virtuelle Design – also die Abbildung veränderter Produktionsabläufe oder auch Anlagen auf dem Computer.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Entwicklung von Hochtemperatur-Wärmepumpen, die die Energieversorgung mit fossilen Brennstoffen wie Braunkohle einmal ersetzen soll. “Wir wollen in die Wärmepumpen-Entwicklung möglichst schnell einsteigen”, sagte Institutsleiter Uwe Riedel.
Eine Herausforderung sei, dass die Industrie Wärme im Bereich 200 bis 500 Grad Celsius brauche. Pumpen, die das leisten könnten, gebe es bislang nicht. Die neuartigen Wärmepumpen könnten künftig einen Beitrag für “grüne Wärme” leisten. Zudem würden Arbeitsplätze in der Region geschaffen und junge Menschen ausgebildet, betonte Riedel.
Brandenburg trägt zehn Prozent jährlicher Förderung für Standort Cottbus
Der Bund stellt für das neue Institut jährlich rund zehn Millionen Euro zur Verfügung. Brandenburg trägt zehn Prozent der jährlichen Förderung für den Standort Cottbus.
Darüber hinaus stellt das Land eine einmalige Aufbauinvestition in Höhe von bis zu zehn Millionen Euro bereit und hat unter anderem Vorsorge für die Finanzierung eines Neubaus sowie einer Versuchshalle in der Größenordnung von rund 15 Millionen Euro getroffen. Das länderübergreifende DLR-Institut für CO2-arme Industrieprozesse mit Sitz in Cottbus und Görlitz/Zittau wird seit Juli 2019 aufgebaut.
Woidke: Strukturwandel nur mit starker Forschungslandschaft möglich
Der Strukturwandel könne nur mit einer starken Forschungs- und Wissenschaftslandschaft und einer innovativen Wirtschaft gelingen, die gute und gut bezahlte Arbeitsplätze in der Region schafft, sagte Regierungschef Woidke. Das DLR-Institut könne gemeinsam mit den Industriepartnern dazu beitragen, eine europäische Modellregion für klimaneutrale Wirtschaft zu entwickeln.
“Die Menschen in der Lausitz möchten Anfassbares sehen, was tatsächlich mit ihrer Region passiert”, sagte Wirtschaftsminister Steinbach. Perspektivisch sollen in dem Institut 60 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt sein. In fünf bis sieben Jahren könnten durch Ausgründungen weitere Jobs geschaffen werden, sagte Steinbach.
Das Ganze sei eine Investition in die Zukunft und nicht die direkte Alternative für Menschen, die heute im Bergbau oder den Kraftwerken tätig seien. Sie könne aber den Arbeitsmarkt in der Region stärken und versuchen, junge Menschen zu halten oder anzusiedeln.
Sendung: Brandenburg Aktuell, 10.05.2021, 19:30 Uhr
Quelle: Inforiot.de