November 25, 2020
Von Radio Chiflada
1,712 ansichten
Selbstverteidigung
und
S
elbsthilfe.

Ich
hatte im
Juli
die
Gelegenheit
einige
Tage
in
Barcelona
zu sein.

Durch
einen
Artikel
der „assamblea llibertaria de gracia“ mit dem
Titel
„anarquisme per un barri millor(
Anarchismus
für einen besseren
Stadtteil)
war ich auf “La sucursal”(die Filiale), eine besetzte
ehemalige
Bankfiliale
des
Kollektiv “Enteignet Banken”(banc exprobiat) im
Stadtteil
Gracia
aufmerksam geworden.


In
der Travesse
ra
de Gracia öffnete sich mir ein kleines feines soziales
Zentrum.Neben
einem
Umsonstladen
am
Eingang
inmitten einen grossen
Anzahl
von
Broschüren
Flugblättern,
Flyern
usw. ein
Tagesplan,
der mich über die verschiedenen
Kursangebote
informierte, die selbstverständlich gratis waren.
Neben
Näh- und Selbstverteidigungskursen
auch
Basissprachkurse
in
Englisch
und
Französisch, leider keinen in Katalanisch,
den ich die nächsten
Tage
hätte sicherlich brauchen können.
Im
Laden
erfuhr ich von den
Frauen,
die gespendete
Kleidung
zusammenlegten, dass zwei
Tage
später ein
Räumungstermin
angekündigt sei;ich versprach da zu sein und ging zur naheliegenden
Metrostation
Fontana.“
solidaritat
vag
a

de metro..
schallte es mir aus dem
Eingang
entgegen.
Eine Frau rief mir zu..“heute alles gratis.“


Links
und rechts dann
Transparente
und eine
Fahne
der
C
nt
Sektion
Metro.
“Solidaritat
vag
a

de metro“
..
Solidarität
mit dem
Streik
bei der
Metro…..weiter vorne
beschäftigt
e
sich einer mit den
Entwertungsmaschinen..wie
von
Zauberhand
verschw
anden
die
Drehkreuze...freie
Fahrt
für freie
M
enschen...
Lachend
und fast tanzend geht eine
Gruppe
von
Jugendlichen
durch, reckt die
Fäuste...Encenem
la flama de la solidaritat..
Ich
nehme mir vor, in den nächsten
Tagen
zum
CNT buchladen in Raval
zu gehen.

Am
nächsten
Tag
bin ich etwas verspätet zum
Räumungstermin
gegen
la sucursal“.
Vor
dem Laden ca. 60
Leute…viele
Kleiderständer,
grosse
Recycling
Container
um den
Laden..dazwischen
auf
Stühlen
als weitere
Wand
Menschen
von der
Gruppe
PAH
(„Plattform für Hypothekenopfer“)
Ich
erkenne noch einige junge Leute von der Aktion an der Metro..alles
ruhig und entspannt….am Nachmittag löst sich die Gruppe langsam
auf…die Räumung ist verschoben.



Nachtrag am 22. November 2017: Heute morgen wurde “La sucursal” von der katalanischen Polizei geräumt…. 


Entspannt
und ruhig auch im
CNT-Buchladen
Die
F
euerrose”
. Am Dach ein grosses Poster gegen die Gentrifizierung im Viertel

Im
Buchladen werde ich magisch angezogen von einem schwarzen Fächer mit
einem Gedicht von Melchior Rodriguez, der neben den Fahnen Mützen
und Halstüchern liegt…(die Metrostationen sind nicht belüftet und
so ein Fächer eine grosse Hilfe.…)
Bei
mir läuft ein kleiner
Film
über das rebellische
Barcelona.
Der
Duft der “Feuerrose“ verfliegt, als ich genau gegenüber einen
schicken Laden sehe, der voller Artikel zur katalanischen
Unabhängigkeit ist.Sogar ein
Babyschnuller
ist zu haben.
Als
ich eine der Frauen auf die Gefahr anspreche, dass sich in solchen
Kampagnen auch nationalistische Töne breit machen, erzählt sie fast
erschrocken über die rassistischen Töne in u.a.”

La Mina”

einer Ansammlung von heruntergekommenden Wohnsilos in den Vororten
von Barcelona.Dort hatte vor kurzem eine Gruppe von “Gitanos”
einige Blöcke besetzt. Mit den Rufen “Wir sind stolze hart
arbeitende Katalanen”
wurde auf einigen Plätzen gegen diese
faulen Andalusier”(gemeint sind die Besetzer) gehetzt.
                                              “La Mina “


Am
Tag
vor meiner 
Rückreise
begleitet mich J.
durch
einen anderen
Teil
von
Raval.
Dort, wo ich vor Jahren noch eine Riesenbaugrube sah, steht nun ein
Klotz aus Glas – die „Filmoteca“ eine Mi
schung
aus
Kino
und
Kulturinstitut,
zur „Aufwertung“ und „sozialen
Befriedung“
des Barrios gedacht, wie auf der anderen
Seite
das Museum „MACCBA“ –
beim
Wort „soziale Befriedung“ muss J.
lächeln
und zeigt mir, an welchem Teil der Glasfassade morgens die Polizei
steht, um sich einen Überblick über die Aktivitäten der
Drogendealer und
Zuhälter
zu verschaffen, die sich in der Strasse ablösen.
J.
selber wohnt inzwischen in einer Wohnung der gegenüberliegenden
Strasse.
Er hatte das fast leerstehende
Haus
mit einigen anderen besetzt, als er in einer Ecke morgens mit einem
Messer an der Kehle aufwacht.
Die
Bürgermeisterin lässt die Besetzung dulden,
das
Haus
selber
hat
weder
Strom
noch
Wasser.
Einige
Aktivist*innen
haben
nun

Workshops organisie
rt,
wie die Bewohner z.b. an
Strom
kommen können…Selbsthilfe als Selbstverteidigung.
Am
Ende zeigt J.
mir
noch ein kleines, fast heruntergekommenes Restaurant gegenüber der
„Filmoteca“… „hier können wir oft kostenlos essen und uns
zusammen treffen
“—- :und ich rieche sie wieder „die
Feuerrose“

E
ncenem
la flama de la solidaritat
W.

 August
2017




Quelle: Digitalresist.blogspot.com